Knappschaftsverein


Hintergrund und Entstehungsgeschichte des Knappschaftsvereins Fohnsdorf

Aus der Tiefe der Gruben förderten die Bergleute die Kohle, die jahrhundertelang das „Schwarze Gold“ genannt wurde. Sie kämpften gegen Hitze, Wassereinbrüche und andere Tücken des Berges. Ist es nicht verständlich, wenn Bergleute nach ihrer schweren, gefährlichen Arbeit Ausgleich in ihrer Freizeit suchten, um eben „lustig“ zu sein und für ein paar Augenblicke die Mühen der Arbeit zu vergessen.


Doch die Bergknappen lebten auch im ständigen Bewusstsein, dass der „Berg“ unerwartet zuschlagen kann. Daher haben sich, wie um diese Drohung zu beschwören, seit uralter Zeit in den Liedern, Tänzen und Trachten der Bergleute die Traditionen herausgebildet, welche die Besonderheiten dieser Berufsgruppe kennzeichneten. Die Pflege der Bergmannsbräuche ergab, dass sich schon frühzeitig in den verschiedenen Knappenorten (z.B. Hüttenberg mit ihrem Reiftanz), tanz- und sangesfreudige Bergleute zusammenfanden, um den hohen Bergmannsstand würdig zu ehren. So auch in Fohnsdorf, wo es einen Gesangsverein „Berggeist“ gab, einen Musikverein „Bergkapelle“, der nun schon über 160 Jahre besteht, und eben auch den „Knappschaftsverein Fohnsdorf.“

Der Knappschaftsverein Fohnsdorf wurde erstmals im Jahre 1927 gegründet und bestand bis zum Jahr 1938. In dieser Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Vereine aufgelöst und geschlossen, so auch der Knappschaftsverein Fohnsdorf. Durch die darauffolgenden Kriegswirren gingen sämtliche schriftlichen Aufzeichnungen des Knappschaftsvereines verloren.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erlebte der Kohlenbergbau seine Hochkonjunktur. In dieser Blütezeit des Bergbaues entstand zum zweiten Mal der Knappschaftsverein Fohnsdorf. Das Gründungsdatum war der 1. November 1954. Im März 1955 wurde der Verein als „Knappschaftsverein des Bergbaues Fohnsdorf“ im Vereinsregister der Sicherheitsdirektion in Graz eingetragen. Als erster Vereinsobmann und Gründungsobmann ist Alois Lachner eingetragen. Steiger Alois Lachner leitete den Verein neun Jahre lang.


Der erste beschlussfähige Ausschuss kam am 4. November 1955 zustande.


Die Aufgaben des Vereins sind

  • Der Knappschaftsverein dient der Pflege des bergmännischen Geistes. Außerdem diente er seinerzeit der Unterstützung arbeitsunfähiger Mitglieder, die länger als sechs Wochen im Krankenstand waren. Diese Regelung bestand nur solange, bis der Bergbau Fohnsdorf im Jahr 1978 geschlossen wurde. Mitglied konnte damals jeder aktive Bergmann, der im Besitz einer Bergmannsuniform (Bergkittel, Bergstock und Kalpack) war, oder sich auf eigene Kosten eine solche kaufte, werden. Das erste Vereinslokal befand sich im Gasthaus „Hyden“ in Fohnsdorf.
  • Es wurde eine Reiftanzgruppe gegründet (1955), die den Fohnsdorfer Reiftanz aufführte; auch wurden andere Tänze und Plattler einstudiert und aufgeführt. Die Reiftanzgruppe bestand bis zum Jahr 1978 (Schließung des Bergbaues) und wurde im Jahr 1998 wieder neu belebt.
  • Der Knappschaftsverein rückt bei Begräbnissen seiner Mitlgieder bzw. bei diversen bergmännischen Festveranstaltungen aus.
  • Besonders erwähnenswert ist die Feier der heiligen Barbara, die die Schutzpatronin der Bergleute ist und am 4. Dezember ihren Namenstag hat. Es werden jährlich Ausflugsfahrten und sonstige Festveranstaltungen organisiert. Es gab auch ei- nige Jahre eine Gesangsgruppe.

Höhepunkte der Vereinsgeschichte waren:

  • Errichtung eines bergmännischen Monumentes (aus Stein gehauen), das in der Hauptstraße in Fohnsdorf aufgestellt und erstmals am 1. Juli 1973 enthüllt und geweiht wurde. Der Bildhauer war Peter Moitzi.

  • Gründung der Narrengilde des Knappschaftsvereines Fohnsdorf im Jahr 1974 unter dem damaligen Obmann Othmar Deutschmann.

  • Gründung des Bergbaumuseums Fohnsdorf am 5. Mai 1983.